Zugegeben, ich kann es nicht lassen: Ich thematisiere die Jahresgespräche auch im 2020 nochmals. Diese Be-urteil-ungen. Dieses ein-Mal-im-Jahr-Gespräch. Dieses Ding, das meist leider nicht mehr ist, als so sinnlos zeitraubend.
Irgendwem kommt irgendwann in den Sinn, dass die Wertungen anstehen. Das oberste Ziel ist allzu oft, die Gespräche rechtzeitig beendet, das HR Team fristgerecht bedient und die Sache getrost für die nächsten zehn Monate wieder in der Schublade versorgt zu haben. Und alles soll möglichst schlank und rank – ohne Diskussionen über emotionale Befindlichkeiten – über die Bühne gehen. Da uns der Prozess doch einiges an Zeitaufwand abverlangt und womöglich doch auch energieraubende Diskussionen verursacht, tun wir gut daran, uns seriös mit dem Thema auseinander zu setzen.
Zu oft schauen wir im Jahresgespräch auf der Zeitachse nur zurück. Wie hoch war die Qualität unserer Arbeit? Wie gross war die bewältigte Arbeitsmenge? Wie war unser persönliches Verhalten? Wie ausgeprägt engagierten wir uns? Idealerweise entdecken wir in der „War“-Analyse eine spannende Entwicklungsperspektive. Und definieren das weitere Vorgehen.
Nicht selten genug entscheidet ausschliesslich der Blick in die Vergangenheit darüber, ob eine Gehaltsanpassung möglich ist und wie hoch sie ausfällt. Je nachdem, wo das Kreuzchen sitzt, welcher Buchstabe gewählt oder welches Smiley auserlesen ist, gibt das mehr oder weniger Cash. Schlicht und einfach.
Ich bezweifle stark, dass unter diesen Voraussetzungen ein wertschätzendes, spannendes oder gar entwicklungsorientiertes Gespräch zustande kommt. Hand aufs Herz: Der oder die Mitarbeitende interessiert sich vorwiegend für eines, nämlich wie viel Geld das Resultat abwirft. Dadurch richten wir das Augenmerk gar nicht auf zukünftige Entwicklungen oder neue Aufgaben. Und damit auf die Chance, den einzelnen Mitarbeiter, das Team wie auch die Unternehmung vorwärts zu treiben. Wer den Blick in die Vergangenheit richtet, verbaut sich die Sicht auf die Zukunft.
Finden Sie in meinen Worten die Bestätigung dafür, für 2021 die Sache mit den Jahresgesprächen anders anzugehen? Es ist der optimale Zeitpunkt, gemeinsam und rechtzeitig neue Lösungen zu kreieren. In diesem Sinne wünsche ich allen wunderbar erfrischende, vorwärts gerichtete, wertneutrale Auseinandersetzungen mit sich selbst, der Führungskraft, dem Umfeld und den zukünftigen Herausforderungen.
PS: Meine Gedanken zu diesem Thema aus dem letzten Jahr sind selbstverständlich weiterhin verfügbar.
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